Zum Inhalt springen
Jürgen Gesierich
WissensWerte
Jürgen Gesierich

Was ist Gesundheit eigentlich?

Von Jürgen Gesierich

6 Min.

Ein Blick auf verschiedene Sichtweisen

Gesundheit – ein Wort, das wir täglich hören, wünschen oder fordern. Doch was bedeutet es wirklich, gesund zu sein? Geht es lediglich um die Abwesenheit von Krankheit, oder steckt viel mehr dahinter? Diese Frage hat mich schon seit meiner Jugend begleitet – und sie ist zu einer Art innerem Leitfaden geworden.

Im Folgenden möchte ich – inspiriert durch verschiedene Denker, Forscher und Gesundheitsphilosophen – aufzeigen, welche alternativen Sichtweisen es auf Gesundheit gibt. Dabei fasse ich ihre Erkenntnisse zusammen, lasse ihre Essenz wirken und ergänze sie durch meine eigenen Gedanken.

Selbstverantwortung – das Fundament wahrer Gesundheit

Der erste Schritt auf dem Weg zu mehr Gesundheit und Lebenskraft ist zugleich der schwerste: die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen.


Gesundheit ist nicht nur die Abwesenheit von Krankheit – sie ist Ausdruck von innerem Gleichgewicht, von Klarheit und Lebensfreude. Doch viele Menschen tun sich schwer damit, die Verantwortung für den eigenen Körper, das eigene Leben und die persönliche Entwicklung wirklich anzunehmen.

Und genau hier liegt der Schlüssel: Wahre Heilung beginnt nicht mit einem Rezept oder einer Therapie, sondern mit einer bewussten Entscheidung.
Schon der griechische Philosoph Demokrit wusste vor über 2000 Jahren:
„Da flehen die Menschen die Götter um Gesundheit an und wissen nicht, dass sie die Macht darüber selbst besitzen. Durch ihre Unmäßigkeit arbeiten sie ihr entgegen und werden so durch ihre Begierden zu Verrätern an ihrer Gesundheit.“

Diese Worte sind heute aktueller denn je. Gesundheit ist eine Einladung an uns, unsere innewohnende Kraft wiederzuentdecken – achtsam, bewusst und eigenverantwortlich.

Salutogenese – Aaron Antonovsky und die Frage nach dem Ursprung der Gesundheit

Der Medizinsoziologe Aaron Antonovsky (1923–1994) stellte eine ungewöhnliche Frage: Woher kommt Gesundheit? Sein Modell der Salutogenese stellt die Stärkung und Entstehung von Gesundheit in den Mittelpunkt – nicht die Bekämpfung von Krankheit.

Antonovsky widersprach dem klassischen Entweder-oder-Denken: Der Mensch ist nicht „gesund“ oder „krank“. Vielmehr bewegen wir uns ständig zwischen beiden Polen. Krankheiten und Krisen sind keine Ausnahmen, sondern ein Teil des Lebens. Entscheidend ist, wie wir damit umgehen. Gesundheit entsteht dann, wenn wir Sinn, Verstehbarkeit und Handhabbarkeit in unserem Leben erfahren – wenn wir lernen, Konflikte, Stress und Unsicherheiten konstruktiv zu bewältigen.
Antonovsky fand diese Einsicht, als er Überlebende des Holocausts untersuchte, die trotz extremer Erfahrungen gesund und lebensfroh geblieben waren. Ihre innere Haltung, ihr Vertrauen und ihr Sinnempfinden machten den Unterschied.

Abraham Maslow – die Merkmale gesunder Menschen

Auch der Psychologe Abraham Maslow (1908–1970) stellte sich eine ungewöhnliche Frage: Warum beschäftigen wir uns so wenig mit gesunden Menschen?

In einer mehrjährigen Studie erforschte er genau diese. Seine Erkenntnisse sind faszinierend: Gesunde Menschen zeichneten sich durch Natürlichkeit, Selbstakzeptanz, tiefe Wahrnehmung und Kreativität aus. Sie waren weniger ich-bezogen, besaßen ein Gemeinschaftsgefühl, konnten intensive Beziehungen eingehen – und hatten oft spirituelle „Gipfelerlebnisse“, die ihnen Sinn und Weite gaben.

Gesundheit bedeutet für Maslow also nicht nur körperliche Stärke, sondern auch seelische Reife, innere Freiheit und die Fähigkeit, das Leben in seiner Tiefe zu erfahren.

Anthony William – Gesundheit aus spiritueller Sicht

Ein ganz anderer Zugang stammt von Anthony William. Er versteht Gesundheit als Zusammenspiel von Körper, Geist und Seele – und bezieht dabei eine spirituelle Quelle ein, die er „Spirit of Compassion“ nennt.

In seiner Philosophie spielen Ernährung, Entgiftung und die Heilung der Leber eine zentrale Rolle. Krankheiten sind für ihn keine Fehler des Körpers, sondern Zeichen von Überlastung durch Umweltgifte, Viren oder Stress. Besonders das Epstein-Barr-Virus sieht er als Hauptursache vieler chronischer Leiden.
Seine Empfehlungen reichen von täglichen Ritualen wie Selleriesaft und Zitronenwasser bis hin zu einer klaren Ernährungsweise, die auf bestimmte „heilige Lebensmittel“ setzt und problematische Nahrungsmittel meidet.

Sein Ansatz spricht vor allem jene Menschen an, die sich von der klassischen Medizin nicht ausreichend verstanden fühlen – und eine Verbindung von Wissenschaft, Intuition und Spiritualität suchen.

Die Mazdaznan-Lehre – Gesundheit durch Atmung und bewusste Ernährung

Mazdaznan – gesprochen „Masdasnan“ – bedeutet sinngemäß „der Gedanke, der alles meistert“. Diese Lehre stellt zwei Säulen in den Mittelpunkt: bewusste Ernährung und richtiges Atmen.

Die Ernährung folgt dem Prinzip: wenig, aber richtig. Fleisch wird abgelehnt, Übermaß ebenfalls. Stattdessen setzt man auf pflanzenbasierte Kost, auf Einfachheit und maßvolle Kombination der Speisen.

Die Atmung wiederum gilt als Schlüssel für geistige Klarheit und seelische Entwicklung. Durch gezielte Atemübungen sollen Wahrnehmung, Konzentration und Vitalität gestärkt werden.

Gesundheit bedeutet in dieser Lehre, die Sinne zu schulen, die Lebensenergie bewusst zu lenken und Disziplin im Alltag zu entwickeln.

Gordon Freeman Fraser – Gesundheit beruht auf absoluter Selbstverantwortung

Für Gordon Freeman Fraser ist der menschliche Körper eine Leihgabe Gottes – und wie wir mit ihm umgehen, bestimmt maßgeblich unsere seelische Entwicklung.

Gesundheit ist in seiner Sicht nicht statisch, sondern entwickelbar. Selbst im Alter können wir gesünder werden als in der Jugend – wenn wir bewusst an Körper und Seele arbeiten.

Er legt großen Wert auf Ernährung, Entgiftung und den Zusammenhang zwischen seelischen Eigenschaften und körperlichem Wohlbefinden. Negative Charakterzüge wie Kritiksucht, Rechthaberei oder Neid verknüpft er direkt mit Fehlern in der Ernährung. „Gift im Körper erzeugt giftige Gedanken“, so seine These.

Für ihn ist Gesundheit zugleich körperliche, seelische und geistige Aufgabe – und die Basis, um sich spirituell weiterzuentwickeln.

Wilhelm Reich – die Gefahr der „emotionalen Pest“

Der Psychoanalytiker Wilhelm Reich beschrieb destruktive gesellschaftliche Kräfte als emotionale Pest – ein Phänomen, das nicht medizinisch, sondern seelisch verstanden werden muss.

Für Reich entsteht Krankheit oft dann, wenn natürliche Energie – insbesondere sexuelle – unterdrückt wird. Kinder, die ihre Gefühle nicht frei leben dürfen, entwickeln einen „Charakterpanzer“, der sie emotional und körperlich blockiert.

Gesundheit bedeutet für Reich, diese Blockaden zu lösen, die Lebensenergie wieder frei fließen zu lassen und die eigene Lebendigkeit zurückzugewinnen. Sein Ideal war der „genitale Charakter“ – ein Mensch, der fähig ist zu Liebe, Nähe und Selbstverantwortung.

Rudolf Steiner – Gesundheit als Harmonie von Körper, Seele und Geist

Rudolf Steiner, der Begründer der Anthroposophie, sah den Menschen als viergliedriges Wesen: physischen Leib, Ätherleib, Astralleib und Ich-Organisation.
Gesundheit entsteht dann, wenn diese in Einklang stehen.
Für Steiner ist Krankheit kein Defekt, sondern Ausdruck innerer Ungleichgewichte – und zugleich eine Entwicklungschance.

Die anthroposophische Medizin verbindet daher klassische Schulmedizin mit spirituellen Erkenntnissen, setzt auf Heilpflanzen, Heileurythmie und künstlerische Therapien. Ziel ist nicht nur Symptomlinderung, sondern die Stärkung der Lebenskräfte und der inneren Freiheit.

Mein Ausblick – Gesundheit als aktiver Lebensweg

Die Frage „Was ist Gesundheit?“ lässt sich nicht einfach beantworten. Doch alle hier vorgestellten Ansätze haben etwas gemeinsam: Gesundheit ist kein Zufall. Sie ist das Ergebnis bewusster Entscheidungen, innerer Haltung und verantwortungsvoller Lebensführung.

Krankheit ist kein Feind, sondern eine Botschaft. Sie fordert uns auf, innezuhalten, alte Muster zu überdenken und einen neuen Weg einzuschlagen.

Wahre Heilung beginnt dort, wo wir Verantwortung übernehmen – für unseren Körper, unsere Seele und unseren Geist. Gesundheit bedeutet für mich in der Balance zu leben, die eigene Lebensenergie achtsam zu nutzen, und offen zu bleiben für Wachstum und Entwicklung.

Oder, wie Hippokrates es ausdrückte:
„Lehren sind nichts für mich – bei mir selbst will ich lernen.“

Wie hat dir der Beitrag gefallen?

Klicke auf einen Stern für dein Feedback!

0/5  #0

Noch keine Feedbacks vorhanden! Sende das erste Feedback :-)

Jedes Feedback ist wertvoll für uns!

Hilf dabei, diesen Blog zu verbessern!

Was könnten wir an diesem Blog verbessern?